Brauchtum

Weihnachtsbräuche sind überlieferte Bestandteile des Weihnachtsfestes. Sie sind regional unterschiedlich ausgeprägt und immer im Wandel begriffen. Ausgangspunkt ist das christliche Fest der Geburt Jesu Christi. Teilweise sind alte, nichtchristliche Winter- und Lichtbräuche hinzugetreten. Diese sind mit den christlichen Motiven verschmolzen.

Seit dem letzten Drittel des 20. Jahrhunderts ist zu beobachten, dass ein Teil des Brauchtums des Weihnachtsfestes bereits in der Adventszeit, die ursprünglich Fastenzeit war, ausgelebt wird.

Weihnachtsgebäck

Quelle: Johannes Förster
Die Adventszeit ist Backzeit. Sie war ursprünglich eine Fastenzeit, in der jedoch viele Backwaren vorbereitet wurden. Die verschiedenen Gebäcke, die in der Advents- und Weihnachtszeit gegessen werden, sind vorwiegend süß. Beispiele sind Plätzchen, Lebkuchen, Christstollen, Früchtebrot, Zimtsterne, Spekulatius und Vanillekipferl und viele mehr.

Die Lebkuchen, deren Bezeichnung auf das althochdeutsche "leb" zurückgeht, basieren auf dem Brauch, in Klöstern zur Weihnachtszeit aus wohlschmeckenden Kräutern und Säften Heilgebäck herzustellen. Die dem Körper Gesundheit schenkenden Küchlein sollen verdeutlichen, dass das Weihnachtsgeschehen der ganzen Welt Heil schenkt – so wurde es in Predigten überliefert.

Glanzbilder

Quelle: Johannes Förster
Glanzbilder sind farbige auf Papier im Chromolithographieverfahren gedruckte Bilder für Dekorationszwecke. Sie werden unter anderem für das Ausschmücken von Artikeln in Poesiealben verwendet oder man verziert beispielsweise Briefe damit oder hängte sie an den Christbaum. Sie sind Tausch- und Sammelobjekte. Noch heute findet man sie gelegentlich auf Lebkuchengebäck, das auf Jahrmärkten angeboten wird.

Glanzbilder sind in Bögen angeordnet und die einzelnen Motive über kleine Papierstege miteinander verbunden, so dass man sie vor der Verwendung mit der Schere voneinander trennen muss. Je nach Größe des einzelnen Motivs kann ein Bogen nur aus einer Marke oder aus mehreren Dutzend Marken bestehen. Charakteristisch für Glanzbilder ist, dass sie im Gegensatz zum Aufkleber nicht selbstklebend sind und das Papier geprägt ist.

Glanzbildersammeln erreichte seinen Höhepunkt in Deutschland und Österreich zwischen 1880 und 1910. Eine rechte Glanzbilder-Manie breitete sich um die Jahrhundertwende in England aus, wo neben den Kindern, den üblichen Abnehmern dieser Bildchen, auch Erwachsene der Sammelleidenschaft verfielen.

Glanzbilder werden heute noch von wenigen Druckereien nach alten Vorlagen produziert und gehandelt und bedienen einen begrenzten Sammlermarkt. Weltmarktführer ist nach eigenen Angaben die Firma Ernst Freihoff aus dem Münsterland.

Lametta

Quelle: Johannes Förster
Lametta durfte früher an keinem klassischen Weihnachtsbaum fehlen. Heute sieht das anders aus, denn die glitzernden, dünnen Metallstreifen sind einfach nicht mehr zeitgemäß. Man schmückt den Baum eben nicht mehr so, wie es einst die Oma getan hat. Trotzdem gibt es sie noch, die treuen Lametta-Liebhaber.

Lametta (Verkleinerungsform von italienisch lama "Metallblatt") besteht aus schmalen, dünnen, glitzernden Metallstreifen und ist ebenso wie Rauschgold ein traditioneller Weihnachtsschmuck für den Christbaum. Lametta symbolisiert am Weihnachtsbaum Eiszapfen.

Als Grundstoff wird traditionell Stanniol verwendet, das geschmolzen, gegossen, gewalzt und in sehr schmale Streifen geschnitten wird. Die Bezeichnung Stanniollametta geht auf die lateinische Bezeichnung "stannum" für Zinn zurück. Stanniollametta kann einen Anteil Blei als Kern enthalten, um das Gewicht des Lamettas zu erhöhen und damit dessen Fall zu verbessern. Da Blei die Umwelt belastet, ist die Verwendung von Stanniollametta stark zurückgegangen. Stattdessen besteht Lametta heute meist aus metallisiertem Kunststoff (Mylar).

Ein bedeutender Hersteller war in Deutschland Eppstein Foils, vormals die Eppsteiner Stanniolfabrik. Die Lamettaproduktion wurde Ende 2013 eingestellt.

Lametta richtig aufzuhängen ist übrigens nicht einfach. Leicht verfangen sich die federleichten Fäden in den Zweigen, und dann endet alles mit Lamettasalat.

Räuchermännchen

Quelle: Johannes Förster
Der Räuchermann – auch Räuchermännchen – dient zum Abbrennen von Räucherkerzchen und ist eine Erfindung der Spielzeugmacher aus dem Erzgebirge.

Der Räuchermann wurde um 1830 erstmals erwähnt, seine Herstellung und sein Gebrauch sind heute ein fester Bestandteil der erzgebirgischen Volkskunst und des erzgebirgischen Brauchtums der Weihnachtszeit.

Dazu wird ein angezündetes Räucherkerzchen auf den unteren Teil der zweigeteilten Holzfigur gestellt. Der obere Teil ist ausgehöhlt und wird auf den ersten Teil gesteckt. Das Räucherkerzchen brennt im Inneren des meist gedrechselten Räuchermannes ab, der Rauch steigt dabei nach oben und tritt aus dem Mundloch aus.

Vor der Erfindung des Räuchermanns stellten die Erzgebirger die Räucherkerzchen offen hin. Räuchermännchen werden zur Weihnachtszeit, zusammen mit Schwibbogen, Bergmann, Engel und Pyramide aufgestellt.

Räuchermännchen gibt es in den unterschiedlichsten Ausführungen, die meist Berufe der Region zum Thema haben. So finden sich neben Förstern, Hausierern und anderen Berufsgruppen traditionell vor allem Bergleute, Soldaten und Kloßfrauen. Neben stehenden Figuren gibt es kleine Szenarien mit mehreren Räuchermännchen auf einer Grundplatte, wie die Drei Skatspieler.

Nussknacker

Quelle: Johannes Förster
Ein Nussknacker ist ein Werkzeug zum Öffnen von Nüssen bzw. zum Knacken der Nussschalen. Nussknacker gibt es in verschiedenen Formen und Varianten.

Schraubnussknacker bestehen aus zwei Teilen: einer Art Schale, in die die Nuss hineingelegt wird, und einem Deckel oder einer in die Schale hineindrehbaren Schraube. Beim Zuschrauben wird die Nussschale zerstört. Neben diesen Hauptformen existieren zahlreiche weitere Ausführungen, bei denen die Nüsse durch Druck oder Schlag auf die Schale geknackt werden.

Nussknacker-Figuren, die die Nüsse mittels Hebeltechnik in ihrem "Mund" knacken sind aus Holz. Diese Figuren werden in der Weihnachtszeit als Dekoration aufgestellt. Hergestellt werden sie seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts vor allem im Erzgebirge mit dem Zentrum in Seiffen/Erzgebirge.

Das oft grimmige Aussehen dieser Nussknackergesichter ähnelt der damaligen Obrigkeit (Förster, Gendarm, König, Husar usw.). Ein ca. 35 cm großer Nussknacker dieser Art wird in etwa 130 Arbeitsgängen hergestellt und kann aus bis zu 60 Einzelteilen bestehen. Es wird vorwiegend Fichten- oder Buchenholz verarbeitet, und zum Dekorieren werden Materialien wie Fell, Borsten,Leder, Stoff, Schnüre und leuchtend bunte Farben verwendet.

Glasschmuck

Quelle: Johannes Förster
Der gläserne Christbaumschmuck wurde ab 1850 vor allem durch Heimarbeiter in Thüringen angefertigt. Einer Legende zufolge stammt die Idee, farbige Kugeln aus Glas für den Christbaum herzustellen, von einem armen Lauschaer Glasbläser, der sich im Jahr 1847 die teuren Walnüsse und Äpfel nicht leisten konnte.

Die Massenfertigung dieses neuen Baumschmucks wurde durch den Bau einer Gasanstalt im Jahr 1867 in Lauscha ermöglicht, denn nur eine sehr heiße Gasflamme ermöglichte das Blasen großer, dünnwandiger Kugeln. Vorher waren die Bunsenbrenner mit Rüböl und Paraffin betrieben worden. Die verspiegelten Kugeln wurden danach von den Familienangehörigen in Farbe getaucht und teilweise auch noch mit Glimmerpartikeln versehen.

Ab 1880 importierte der US-Amerikaner Frank Winfield Woolworth die ersten Christbaumkugeln in die Vereinigten Staaten. Dadurch wurde die Produktion stark ausgeweitet. Bis 1939 gab es die Kugeln und figürlichen Christbaumschmuck, der in verschiedene Formen hineingeblasen wurde.

Zunächst waren die Thüringer Hersteller konkurrenzlos, doch vor dem Ersten Weltkrieg stieg eine Wiener Firma in das Geschäft ein, und ab den 1920er Jahren gab es weitere Hersteller in Gablonz im damaligen Böhmen, seit den 1930er Jahren in Polen und auch in den Vereinigten Staaten, bis dahin der wichtigste Importeur. Der Christbaumschmuck aus Gablonz erreichte bald ebenfalls größere Beliebtheit; er unterschied sich deutlich von den Thüringer Produkten, denn hier wurden Objekte aus Glasperlen angefertigt, vor allem Sterne.