Zur Advents- und Weihnachtszeit gibt es in Göttingen wieder einen Christgarten...

Tue, 24 Nov 2020 12:14:23 +0000 von Wolfgang Ziehe

In Göttingen war bis in die Zeit des Ersten Weltkriegs der Aufbau eines Christgartens in vielen Familien beliebt. Anders als die traditionelle Weihnachtskrippe zeigt ein Christgarten nicht nur die Weihnachtsgeschichte und den Stall von Bethlehem. Großen Raum nehmen Landschaft und Häuser, Menschen und Tiere ein. Dennoch ist viel von dem, was es mit den Christgärten auf sich hat, noch kaum erforscht.

„Zu den wenigen Veröffentlichungen, die sich unmittelbar mit den Göttinger Christgärten beschäftigten, zählt eine Semesterarbeit von Marianne Ruprecht aus dem Jahre 1955.“ So schreibt es 1986 Hans-Georg Schmeling in seinem Heft: „Göttinger Christgärten“, dass es noch gelegentlich in Antiquariaten zu erstehen gibt.

Fest steht: Göttingen als protestantische Region wurde zur Hochburg, um 1800 standen Christgärten in vielen Bürgerhäusern der Stadt. In einigen Häusern soll es Anlagen gegeben haben, die sich durch drei Zimmer erstreckten und bis zu 30 Meter lang waren.

„Wir sehen die Jacobikirche als Hauptgebäude eines Christgartens und vor ihr die Schar der Kurrendesänger, wir sehen Gartenhäuser für sich und in Gärten, umgeben von Menschen der Biedermeierzeit aus Zinn und Holz und begreifen, dass so ein Göttinger Christgarten das ganze Weihnachtszimmer ausfüllt. 4 Meter lang und 1,20 m breit ist der Unterbau des Christgartens, der das Wohnhaus, die kleine Weberei und das Gartenhaus in dem wunderschönen Garten mit den in ihm sitzenden und stehenden Holzfigurengruppen zeigt.“ So heißt es in einem Bericht von Museumsdirektor Dr. Fahlbusch zu einem geschichtlichen Rundgang durch Göttingen vom 18. November 1949 anlässlich einer Ausstellung im Städtischen Museum.

Das Modell der Jacobikirche als Leihgabe des städtischen Museums Göttingen soll es nach langer Zeit wieder einmal in Göttingen zu sehen geben. Über sein Kirchenmodell schreibt 1860 der Schneidermeister Hugo Dösselmann: „Durch vielseitige Aufforderung bin ich veranlasst worden, meine von mir selbst aus Holz geschnitzte 3½ Fuß lange und 6 Fuß hohe im gothischen Stile gebaute Kirche… im oberen Saale des Kaufgildehauses zur Schau auszustellen. Entree à Person 2 Sgr, Kinder die Hälfte...“ In Göttingen war also die Besichtigung der Christgärten ein gesellschaftliches Ereignis.

Folgende Planung besteht: In der St. Albani-Kirche soll in der Advents- und Weihnachtszeit ein großer Christgarten in der Nenngröße 0 (1:45) aufgebaut werden. Erstmals wird dabei auch ein Modell der St. Albanikirche zu sehen sein. Diese gelungene Nachbildung der Kirche wurde 2017 von Alicia Kulks, Miriam Dück und Johanna Reiß, Schülerinnen an der BBS II Gewerbeschule im Rahmen eines Schulprojektes gebaut. Der Göttinger Zahnarzt Dr. Jan Heppeler fertigte in den letzten Monaten mehrere Wohngebäude.

Böhmische Figuren und vieles mehr aus der SAMMLUNG Ziehe sind bereitgestellt.  Dann kann diese große Ecke in der St. Albani-Kirche eingerichtet werden. Zu sehen für alle Besucherinnen und Besucher der Advents- und Weihnachtsgottesdienste und der Dämmerstunden in St. Albani in Göttingen.
Quelle: Städtisches Museum Göttingen
Noch schlummert das Modell der Göttinger Jacobikirche im Depot des Museums
Bestätigen

Bist du sicher?