Böhmen / Mähren

In der SAMMLUNG Ziehe findet sich eine Vielzahl qualitativ hochwertiger böhmischer Krippen. Viele originelle einzelne Szenen sind in einer Ausstellung aus nächster Nähe zu betrachten, was erlaubt, dass die Feinheiten bei der Ausformung und Bemalung und damit die "Handschriften" verschiedener Krippenmeister gut abzulesen sind.
"Weihnachtsgeschichte und Szenen aus dem Volksleben", so könnte man das beschreiben, was in den Krippen aus Böhmen zu sehen ist.

Die heute zu Tschechien gehörende Region "Böhmen und Mähren" hat in der Vergangenheit etliche Besonderheiten hervorgebracht. Dabei spielt die sogenannte Kastenkrippe mit ihrem variationsreichen Stufenaufbau und lebendigen Figurenprogramm wohl die Hauptrolle. Eine große Bandbreite von derb geformten und bemalten Figuren bis hin zu filigran geschnitzten Miniaturen findet man in den Krippen. Hervorzuheben ist hier die Schnitzkunst, die sich vom ausgehenden 18. bis ins 20. Jahrhundert entwickelt hat. Die unterschiedlichsten Materialien zum Bau der Szenerie und zur Anfertigung der Figuren wurden früher meist aus der näheren Umgebung kostenlos oder zumindest günstig beschafft. Entweder sammelte man das, was die Natur oder der eigene Haushalt hergab oder man bediente sich der Werkstoffe, die das Handwerk und die Industrie verarbeiteten. Dazu gehören Holz und Papier genauso wie Brotteig und vieles mehr.
Vor allem in Böhmen entstanden ab dem 18. Jahrhundert große Krippenlandschaften, sogenannte Krippenberge, die ganze Zimmer einnahmen und die von Jahr zu Jahr reicher ausgestattet und vervollständigt wurden. Sie erzählen rund um die Weihnachtsgeschichte mit einer Fülle von Szenen vor bunten Stadtkulissen vom Alltagsleben.

Vornehmlich Holz, aber auch Papier, Pappe und Spiegelglas sind verwendet in den Landschaften, die originalgetreu der böhmischen Heimat nachempfunden ist. Hier gibt es außer dem klassischen "Krippenpersonal" mit Maria, Josef und dem Christuskind, mit Hirten, Ochse und Esel auch eine Vielfalt regional vertretener Berufe. Und so sind es auch die Menschen dieser Gegenden, die Berge und Städte bevölkern. Landarbeiter und Stadtbewohner, Vertreter der unterschiedlichsten Berufsgruppen ziehen zum Stall oder zum Krippenhaus, in dem der Heiland zur Welt gekommen ist.

Der Jäger etwa symbolisiert Christus als denjenigen, der das Böse aus der Welt verjagt. Oder die oft dargestellten Schornsteinfeger, die als Boten des Übergangs vom Irdischen zum Himmlischen gesehen werden.

Der Fischer trägt einen Fisch, der Schornsteinfeger hält die Leiter, der Wilddieb hat sich ein Reh über den Arm gelegt, der Jäger das Gewehr geschultert und der Nachtwächter bläst ins Horn. Musikanten spielen für das Jesuskind. Damit findet die Geburt Christi mitten in der Alltagswelt des Betrachters statt.