Wolfgang Ziehe

Vom Sammler

1958 geboren, bin ich bei meinen Großeltern aufgewachsen und liebe Weihnachten, seit ich denken kann:

Im Advent wurde bei uns gebacken, gebastelt und erzählt, bis es soweit war: Endlich Heligabend. Besonders erinnere ich mich an das Weihnachtsfest meines ersten Schuljahrs: Tagsüber war das Wohnzimmer abgeschlossen und verdunkelt. Meine Oma sagte mir immer, dass das Christkind drin sei, den Baum schmückt und Geschenke bringt. Ich war so davon überzeugt, dass es das Christkind gibt, das mich alle in der Schule auslachten.

Am Abend, nach dem Kirchgang, wurde zusammen gegessen: Das traditionelle schlesische Wurzelgemüse und die vielen gebrühten Würste mit Salzkartoffeln und Sauerkraut. Nach dem Essen stand der Großvater auf und ging zur Toilette. Er huschte aber ins Wohnzimmer und läutete eine Glocke. Dann war es so weit. Wir drei standen im Wohnzimmer vor einem wunderschön geschmückten Baum. Und davor stand die Krippe, vom Großvater selbst zusammengeschustert, weil der Enkel auch eine haben sollte. Meine Oma hatte einfache Pappmachéfiguren beschafft. Anschließend sangen wir Weihnachtslieder. Und ich durfte aufbleiben, bis ich zu müde war.

Noch heute denke ich mit Wehmut an diese Zeit zurück, denn ich liebte die Weihnachtsfeste meiner Kindheit.